Marke der Woche: Bier von hier!

Marketing ist eine nützliche Sache. Durch geschickte Außendarstellung wird der potenzielle Kunde neugierig auf das Produkt gemacht. Im günstigsten Fall kauft und probiert er es. Im besten Fall bleibt er dem Produkt treu. Über eine Briefmarke der Woche zu schreiben, die sich mit dem Thema Bier befasst, ist insofern in den Vormittagsstunden gut angesiedelt. Der Leser bzw. Redakteur hat den Rest des Tages Zeit, sich zu überlegen, ob, wann und wo er sich eine Probe des besprochenen Produkts besorgen kann.

Bosnisches_Bier_auf_BriefmarkenMarketing ist eine lehrreiche Sache. Gut erstellte Hintergrundinformationen zum Produkt vermitteln dem Leser interessante Einblicke in lokale Kultur und Wirtschaft. 140 Jahre lang produziert die Brauerei von Banjaluka nun schon ihr Bier. Grund genug für die Postverwaltung Poste Srpske, eine Sondermarke im 8er-Kleinbogen herauszugeben. So geschehen am 6. März, die Mitte des Bogens von einem Zierfeld beherrscht, auf welchem dem Betrachter eine historische Fotografie der Brauerei präsentiert wird. Hervorgegangen ist das Unternehmen, wie so oft in der Branche, aus einem Kloster.

Trappistenbier_aus_Belgien_BriefmarkenWieder einmal waren es Trappisten (Thematiker erinnern sich an die belgischen Sondermarken vom 16. Januar 2012), die ihrem Tätigkeits-Gelübde folgend, in der Region Banjakula wirtschaftlich für viel Bewegung sorgten. Ein Wasserkraftwerk wurde gebaut, eine Brücke über den Save-Zufluss Vrbas geschlagen, die Agrarwirtschaft professionalisiert und verschiedene Produkte, wie etwa Käse, Makkaroni, Kleidung und vor allen Dingen Bier, auf den Markt gebracht, mit deren Verkauf das Kloster sich zu finanzieren vermochte. Dass die Produkte der Brauerei Banja Luka heute nicht im Register der Internationalen Trappistenvereinigung geführt werden, liegt natürlich daran, dass im nach dem Zweiten Weltkrieg in eine Föderative Volksrepublik verwandelte Jugoslawien zahlreiche Betriebe verstaatlicht worden waren. Darunter war auch das Trappisten-Kloster.

Historische_BrauereiMarketing ist eine komplizierte Sache. So viele Gründe auch für den Erwerb eines Produktes sprechen, so viele Gründe kann es für ein Konkurrenzprodukt geben. Hier gilt es die einzigartigen Vorzüge des eigenen Bieres hervorzuheben. Vorsichtig sollte man damit sein, andere Produkte schlechtzumachen. Allzu leicht wird daraus ein Bumerang. Haarsträubend wird es, wenn sich größere Portionen Politik und Weltanschauung in die werberischen Unternehmungen schleichen. Folgt der potenzielle Kunde nämlich der vermittelten Einstellung nicht, ist er als Käufer mehr oder weniger kategorisch ausgeschlossen. Insbesondere Biertrinker wähnen und gerieren sich zwar oft politisch, jedoch geht ihnen dabei dann regelmäßig die Kohärenz dahingehend ab, dass ihre Standpunkte, weniger von der Marke als vielmehr von der Menge des genossenen Bieres beeinflusst, durchaus wandlungsfähig bleiben. Solange man sie mit keinem Dogma außer ihrem eigenen konfontiert, sind sie durchaus gewillt, diverse Biere zu trinken. In Großbritannien gibt es das ungeschriebene Gesetz, beim Biergenuss die Politik ruhen zu lassen.

Marketing kann dem gesunden Menschenverstand entgegenstehen. Letzteren beweist die Brauerei Banjaluka durchaus, wenn sie in ihren Presseinformationen eine Lanze für die regionale Wirtschaft bricht. Dass die Globalisierung definitiv keine Verbesserung der Nahrungsmittelqualität bewirkt, sollte mittlerweile auch der Letzte begriffen haben. Ob Bio-Kiwis aus Neuseeland eine günstige CO2-Bilanz haben, ist fraglich. Ob rumänisches Pferdefleisch nun wirklich schlechter ist, als deutsches Formfleisch aus Schlachtabfällen, Industriefetten und Ersatzstoffen, bleibt noch zu klären. Für die Menschen, ihre Gemeinden und die regionalen Arbeitsplätze wäre es sicherlich erstrebenswert, Nahrungsmittel in möglichst kleinen Wirtschaftskreisläufen zu produzieren, zu vermarkten und zu konsumieren. Frisch, transparent, nachhaltig und gut für die Zukunft der Mitbürger. Alles dies fordert die Brauerei Banjaluka ein. Sie geht soweit, „Systeme zum Schutz der Konsumenten vor Importprodukten“ anzuregen. Dass klingt recht knackig und vielleicht etwas dogmatisch, ist aber gemessen an der Subventionierung der globalen Vermarktung großindustrieller Agrarprodukte moralisch gar nicht so ganz von der Hand zu weisen. Aber eines fragt man sich dann doch: Wenn alle so dächten und handelten, würde hierzulande doch kein Mensch Interesse an einer Werbung für bosnische Biere haben, oder? Wenn nun das regionale Produkt hervorragende Qualität und einen anständigen Preis hat, sollte dem Siegeszug im Kampf gegen Importprodukte eigentlich nichts im Wege stehen. Aber dazu braucht es mehr, als regionale Monopolstellung. Es gibt Regionen, in denen weder das heimische Bier noch die heimische Tageszeitung genießbar sind, weil sie sich darauf ausruhen, die einzigen vor Ort zu sein. Damit liegt man sicherlich immer falsch.

 

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Authored by: Jan Sperhake

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