Marke der Woche: Eine komplexe und auch etwas seltsame Geschichte

Magisch tragisches Banner

Ein Zauber versprach dem Träger des Rabenbanners den Tod. Natürlich fand sich immer wieder jemand, es aufzuheben.

Unsere heutige „Marke der Woche“ stammt von der Insel Man und erscheint am morgigen Dienstag an den Postschaltern. Das Thema der sechs Sondermarken ist die vielgerühmte „Schlacht von Clontarf“, die vor 1000 Jahren, am Karfreitag des Jahres 1014, in der Nähe von Dublin tobte. Warum keine irische Sondermarke erscheint, erschließt sich eher durch die Hintertür. Betrachten wir kurz die historische Großwetterlage:

Irland war seit Menschengedenken ein in viele Teilkönigtümer zersplittertes Land. Immer wieder versuchten sich sogenannte „Hochkönige“ über die Mitstreiter zu erheben. Immer wieder scheiterten sie und machten Platz für den nächsten Anwärter. Nun waren jedoch aufgrund der skandinavischen Expansion – wir kennen sie auch als die Wikingerzeit – mehrere zusätzliche, fremde Könige rund um die Irische See aufgetaucht, die sich an dem Spiel Macht und Reichtum beteiligten. Vor allem aus Norwegen stammende Nordmänner hatten eigene Königreiche auf den Orkneys, den Hebriden und der Insel Man gegegründet. Die heutige irische Hauptstadt Dublin war eine große normannische Siedlung, die aus einem befestigen Handels- und Heerlager hervorgegangen war.

Brodir der Krieger von Man

Brodir von Man wollte sich selbst zum Hochkönig erheben.

Vor dem Hintergrund dieser Gemengelage kämpften nun in Irland zwei Könige um die Vorherrschaft, Hochkönig Brian Boru und König Mael Mordha von Leinster. Letzterer wollte mithilfe der Dubliner Nordmänner den Hochkönig stürzen, doch dieser regelte die Sache geschickt zwischen den Bettlaken. Brian Borus Tochter musste Sigrygg Seidenhaar von Dublin heiraten, während er selbst die Mutter des Norwegers ehelichte, die zufällig die Schwester seines Widersachers Mael war. Als dieser nun versuchte, ein Bündnis mit Sigtrygg einzufädeln, ließ Boru seine Frau einkerkern, um seinen seidenhaarigen Schwiegersohn und gleichzeitigen Schwager im Zaum zu halten. Wer hier noch nicht den Überblick verloren hat, möge zur Kenntnis nehmen, dass die inhaftierte Gattin und Schwiegermutter, bzw. natürlich Schwester Sigurd von den Orkneys und Brodir von Man, zwei ebenfalls nicht ausgelastete normannische Heerführer zum Eingreifen bewegen konnte. Die beiden konnte einander zwar nicht ausstehen und planten, nach dem Sieg den jeweils anderen umzubringen, aber immerhin sammelte sich so eine wahrhaft verwirrende Zahl Männer in ebenso verwirrenden Allianzen, um einander zu zeigen, wo der Streithammer hängt. Iren und Söldner von der Insel Man traten gegen Iren und Skandinavier von den Orkneys und der Insel Man an.

Immer feste drauf

Die Taktik der Normannen war besser als sie aussah. Dennoch erlitten sie auch Niederlagen.

Die Schlacht war blutig und auch irgendwie siegreich, auch wenn man nicht wirklich sagen kann, für wen. Vielleicht für die Iren, denn die Normannen verloren viele Kämpfer und ihre Position in Irland war fortan geschwächt. Gleichzeitig wurde aber auch der Hochkönig Brian Boru in der Stunde seines Sieges erschlagen, sodass sich die grüne Insel einmal mehr in einen Tummelplatz sich bekriegender Kleinkönigreiche verwandelte. Und das ging dann solange weiter, bis die Engländer die zerstrittenen Iren unterwarfen.

Was lernen wir daraus? Wenn wir in ferner Zukunft schöne Sondermarken über unsere siegreichen Schlachten veröffentlichen wollen, machen wir es wie die pfiffigen Bewohner der Insel Man. Wir lassen unsere Jungs auf beiden Seiten antreten, dann stehen wir am Ende in jedem Fall auf der Seite der Sieger. Aber zu Hause machen wir das natürlich nicht. Dafür suchen wir uns eine ferne Insel, mit der dann anschließend geschehen mag, was wolle…

Tragisches Ende


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Authored by: Jan Sperhake

There are 8 comments for this article
  1. Mats at 1:08

    Wahaha 🙂 Super Geschichte und sehr cool geschrieben, am besten gefällt mir „die Schlacht verlief auch irgendwie siegreich, auch wenn man nicht wirklich sagen kann, für wen“. Gibt dem Sammeln ja eine ganz neue Note 😀 Dagegen sind Fehldrucke und Varianten in Kolonien/Besatzungsgebieten ja direkt total überschaubar…

  2. Clemens Pelz at 19:22

    Die Iren lieben halt ihre Geschichte, die sehr viele Schlachten und Kriege enthält. 🙂 Von daher ist die Sondermarke schon okay und sie sieht ja super aus. Auf jeden Fall kommt die in die Sammlung 😉 Danke für den tollen Artikel, bzw. für die Info.

    • Markus at 22:17

      Oh ja, das hast du recht. Ich habe an anderem Ende der Welt mit Ihren zusammen gearbeitet. Jedes Produkt, welches aus Ihrer Heimat kam und hier verwendet wurde, wurde speziell angepriesen….

  3. Richard Walter at 18:39

    Ich habe 2 Jahre in Irland gelebt und kann bestätigen, dass die Iren Ihre Geschichten lieben. Ich habe Sie auf jeden Fall ins Herz geschlossen. Der Artikel steht dem ganzen in nichts nach. Super Geschichte!

  4. Alex at 18:45

    Die Iren sind halt schon ein lustiges Völkchen 🙂 Habe gerade was zur Insel recherchiert und bin dann auf deinen Artikel gestoßen. Sehr schöne Geschichte!

  5. Hochfeld at 13:09

    „Wir lassen unsere Jungs auf beiden Seiten antreten, dann stehen wir am Ende in jedem Fall auf der Seite der Sieger.“ – Das nenne ich Strategie 😉

  6. Bastian at 0:49

    Das hinter solch kleinen Marken doch soviel stecken kann vermag man gar nicht zu denken. Sehr interessant und amüsant zugleich geschrieben. Klasse Artikel.

    Gruß Bastian

  7. Frank at 9:19

    Die Iren waren schon immer anders, sehr interessant 😉 Kennt jemand etwas vergleichbares in Deutschland? Wohl nicht 😉

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