Es war im Jahre 1951

Es war im Jahre 1951

1951 ist in West-Deutschland gekennzeichnet von einem deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung, sicher auch beeinflusst durch den Boom auf den Weltmärkten im Zuge des Koreakriegs. In diesem ersten Stellvertreterkrieg nach dem Zweiten Weltkrieg wird ein Konflikt sichtbar, der sich weitere 40 Jahre lang als „Kalter Krieg“ fortsetzen wird: der diktatorische Kommunismus des Ostens gegen die freiheitlich-demokratische Gesellschaftsordnung des Westens.

Der Posthorn-Satz dominierte die Ausgaben neuer Briefmarken

Das Glanzstück jeder Bund-Sammlung: der legendäre Posthornsatz. Damals waren viele Sammler eher an Sondermarken interessiert, daher wurden die einfachen Freimarken kaum beachtet. Schon bald aber avancierten sie zum „Must-have“ der Philatelisten.

Ludwig Erhard, der westdeutsche Wirtschaftsminister, modifiziert seinen Entwurf der Sozialen Marktwirtschaft und lässt zur Korrektur von Verwerfungen staatliche Eingriffe in einem bestimmten Maße zu. Mit fortschreitender wirtschaftlicher Besserung der Lebenssituation rückt im kollektiven Gedächtnis die Zeit des Nationalsozialismus mehr und mehr in den Hintergrund. Vielfach wird nun das schnelle Ende der Entnazifizierung gefordert. Man geht zur Tagesordnung über.

Posthorn gibt den Takt vor

Rückblickend betrachtet ist der Freimarkensatz „Posthorn mit Ziffer“ der Deutschen Bundespost, MiNr. 123 bis 138, die für die Philatelisten wichtigste Briefmarkenausgabe. Sie startete 1951 und wurde im Folgejahr komplettiert. Während der recht kurzen Laufzeit kaum beachtet (Verkaufsende 30. Juni 1954, gültig bis 31. Dezember 1954), waren die Dauermarken in postfrischer Erhaltung nur wenig später und sind bis heute das Highlight jeder „Bund“-Sammlung. Viele Sammler verpassten den rechtzeitigen Kauf dieser unscheinbaren Freimarken und mussten später für teures Geld komplettieren. Sie hatten nicht mit einer so kurzen Umlaufzeit gerechnet. Entworfen wurden die Marken von Georg Alexander Mathéy (1884 bis 1968), der bereits 1919 erste Markenentwürfe für die damalige Reichspost geschaffen hatte. Neben dem Posthornsatz erschienen 1951 neun Sondermarken.

Die Bank deutscher Länder beglückte den Zahlungsverkehr mit zwei völlig neuen sowie der geänderten Version einer bereits in Umlauf befindlichen Banknote. Am 16. Mai 1951 gelangte der neue 100-Mark-Schein und am 18. September dieses Jahres der Fünfziger in den Verkehr. Die beiden von Max Bittrof entworfenen Noten lösten die entsprechenden Nominalen der Währungsreformausgabe ab, die noch keine Angabe des Emissionsinstituts aufgewiesen hatten.

In Frankreich wie die dortigen Francs-Noten auf dünnem Ramiefaserpapier gedruckt, erhielten die beiden neuen Scheine bald den Spitznamen „Franzosenscheine“. Die Abbildung des Nürnberger Patriziers Jakob Muffel nach einem Gemälde von Albrecht Dürer auf dem Hunderter war gelegentlich auf Kritik gestoßen, da der Ratsherr angeblich wegen Unterschlagung und Siegelbruchs hingerichtet worden sei. Dies beruhte jedoch auf einer Verwechslung: Hingerichtet worden war ein Niklas Muffel, und selbst dessen Schuld war seinerzeit umstritten gewesen.1

1 Eher hätte man sich über die Abbildung der Stadt Nürnberg auf der Rückseite des Hunderters mokieren können, die ehemalige „Stadt der Reichsparteitage“. Hierüber sind allerdings keine negativen Schlagzeilen bekannt, womöglich brachte man die verwendete mittelalterliche Ansicht der altehrwürdigen Stadt – richtigerweise – nicht mit der nationalsozialistischen Diktatur in Verbindung.

Die beiden Papierscheine wurden 1957 aus dem Verkehr gezogen. Die Bundesbank nimmt sie noch heute an, wobei aber ein Umtausch angesichts des höheren Sammlerwerts unrealistisch ist. Für eine Mark erhielt man 1951 etwa drei Liter Milch oder knapp 200 Gramm Butter. Ein Arbeiter verdiente brutto etwa 1,20 Mark die Stunde.

Ergänzter Zehner

Am 13. Dezember 1951 schließlich wurde der um den Banknamen, das Ausfertigungsdatum und die Unterschriften des Präsidenten und Vizepräsidenten des Direktoriums der Bank deutscher Länder ergänzte 10-Mark-Schein erstmals ausgegeben. Ansonsten hatte er weitgehend das Design des entsprechenden Wertes aus der in der USA gedruckten und bei der Währungsreform in Umlauf gesetzten Serie behalten.

Auch eine neue Münze kam am 8. Mai 1951 an die Bankschalter. Nachdem im Dezember 1950 das 1-Mark-Stück erschienen war, wurde im Frühjahr des Folgejahres die 2-Mark-Münze ausgegeben. Die beiden Nominale sollten die bis dahin verwendeten, ebenfalls am Tag der Währungsreform im Juni 1948 ausgegebenen Banknoten dieser Wertstufen möglichst rasch ersetzen.2 Aber das neue Geldstück war im Publikum nicht sonderlich beliebt. Aufgrund des nur zwei Millimeter größeren Durchmessers sowie des vom Entwerfer Josef Bernhart verwendeten, sehr ähnlichen Designs der Wertseite bestand erhebliche Verwechslungsgefahr mit dem 1-Mark-Stück (1 Mark 23,5, 2 Mark 25,5 Millimeter). Die Adler-Seite war sogar identisch. So verlor die Münze bereits zum 30. Juni 1958 ihre Eigenschaft als gesetzliches Zahlungsmittel und wurde durch den völlig anders gestalteten „Max-Planck“-Zweier mit nun 26,75 Millimetern Durchmesser ersetzt. Versuche, die bisherige Münze unter Beibehaltung des Münzbildes zu vergrößern, waren wohl wenig befriedigend verlaufen und sehr bald wieder eingestellt worden. Dieses Zweimarkstück von 1951 wird als einzige Münze der Mark-Ära nicht mehr in Euro umgetauscht. Die Einlösung wurde nämlich schon Ende März 1968 eingestellt, nachdem die Einlösefrist bereits einmal verlängert worden war. Weder das ursächlich zuständige Bundesfinanzministerium noch die Bundesbank konnten auf Anfrage des Autors herausfinden, warum ausgerechnet diese 2-Mark-Münze der Ausgabe I nicht mehr umgetauscht wird. Ein sehr hoher Anteil, nämlich rund 95 Prozent, war seinerzeit zurückgeflossen und eingeschmolzen worden.

2 Dennoch dauerte es bis 1957, bis man die beiden Papierwerte aus dem Verkehr ziehen konnte. Vermutlich hing dies mit der sogar bis in die Mitte der 60er-Jahre andauernden mangelhaften Versorgung des Zahlungsverkehrs mit Münzgeld zusammen. Die vier bundesdeutschen Prägestätten waren bis dahin mit der Produktion für den laufenden Verkehrsbedarf kaum nachgekommen. Allerdings erinnert sich die Mutter des Autors daran, dass im Zahlungsverkehr bereits ab etwa 1953 fast nur noch Münzen zu 1 und 2 DM und kaum noch Papierscheine anzutreffen gewesen waren.

In der damaligen DDR, sie wurde im Westen amtlich verordnet „Sowjetisch besetzte Zone“, „Ostzone“ oder einfach „Ostdeutschland“ genannt, begann 1951 der erste sogenannte Fünfjahrplan. Die Produktion sollte bis 1955 um 90 Prozent über derjenigen des Jahres 1950 liegen. Doch weder dieser Plan noch alle folgenden planwirtschaftlichen Maßnahmen konnten ihre Ziele erreichen und die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen. Die schlechte Versorgung, Lohnkürzungen und Arbeitsnormenerhöhungen führten letztlich zum blutig niedergeschlagenen Volksaufstand des 17. Juni 1953.

Nackte Haut schockt

Teile des deutschen Kinopublikums von 1951 hätten gegen eine postalische Ehrung Hildegard Knefs wohl Einspruch erhoben, MiNr. 2296.

Hildegard Knef schockierte am 18. Januar 1951 in der Uraufführung des Kinofilms „Die Sünderin“ mit einer kurzen Nacktszene die prüden, rückwärtsgewandten Moralapostel der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft. Die Schauspielerin lockte damit die Massen ins Kino, vielfach vermutlich genau diejenigen, die sich, wie die Vertreter der großen Kirchen, anschließend über den Film empörten. Diese Leute hätten den Besuch des Films ja lassen können oder aber an der betreffenden Stelle einfach nicht hinschauen müssen, wenn sie sie als anstößig empfanden … Stattdessen maßten sie sich an, dem Rest der Republik ihre Moralvorstellungen aufzuzwingen.

In Teheran heiratete am 12. Februar der persische Schah Mohammad Resa Pahlavi mit einem rauschenden Fest wie aus 1001 Nacht die erst 18-jährige Soraya Esfandiari Bakhtiary, deren Mutter deutschstämmig war. 1958 wurde die Ehe geschieden, da Soraya keine Kinder bekommen und damit ihrem Mann den erhofften Erben für den Pfauenthron nicht schenken konnte. Das Thema beherrschte jahrelang die Schlagzeilen der Boulevardpresse.

Am 9. Juli beendeten die drei ehemaligen Westalliierten formell den Kriegszustand mit Deutschland. Ein offizieller Friedensvertrag stand aber nach wie vor aus. In Großbritannien wurde am 27. Oktober nach den gewonnenen Unterhauswahlen Winston Churchill erneut Premierminister und bildete eine Regierung. 1955 musste er nach mehreren Schlaganfällen dieses Amt aber endgültig aufgeben. Zu Beginn des Jahres hatte die das ganze Land umspannende, stolze Leistungsschau „Festival of Britain“ begonnen. Hierzu erschien sogar eine 5-Shilling-Münze, die den Ausgabeanlass aber nicht auswies. Der schwindende Einfluss des Empire, der bereits mit Kriegsende eingesetzt hatte, war zu dem Zeitpunkt bereits deutlich spürbar gewesen.

Autor: Karlheinz Walz


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Authored by: BMS-Redaktion

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