Die Spiele mögen beginnen: Beijing 2022

Die Spiele mögen beginnen: Beijing 2022

Wieder lädt Asien zu Olympischen Winterspielen ein. Chinas Hauptstadt gibt den Spielen vom 4. bis 20. Februar 2022 den Namen, obwohl aus gutem Grund viele Wettkämpfe außerhalb ausgetragen werden. Nachdem München 2018 dem südkoreanischen Pyeongchang unterlegen war und sich nicht damit schmücken konnte, die erste Stadt zu sein, in der sowohl Sommer- als auch Winterspiele ausgetragen wurden, kommt nun Beijing diese Ehre zu.

Wahlsieger

Am 31. Juli 2015 traten mit Beijing und Almaty/Kasachstan nur noch zwei Kandidaten zur Abstimmung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Kuala Lumpur an. Eigentlich war ein klarer Sieg für Chinas Hauptstadt erwartet worden, doch letztendlich fiel das Ergebnis mit 44 zu 40 nicht überdeutlich aus. Die chinesische Delegation reiste siegessicher in Kuala Lumpur an – mit dabei auch Offizielle von China Post. Kurz nachdem IOC-Präsident Thomas Bach das Ergebnis verkündet hatte, präsentierte die chinesische Delegation ein Plakat mit der ersten Olympiamarke, auch FDC wurden als Souvenirs an IOC-Mitglieder verteilt. Die Stimmen dreier IOC-Mitglieder sorgten letztendlich dafür, dass die Marken nicht vernichtet werden mussten.

Auch im Mutterland hatte man vorgesorgt: Gerade einmal zwei Stunden nach der Verkündung in Malaysia begann der Verkaufsstart in Beijing um 20 Uhr im Gebäude der China National Phil­atelic Corporation (CNPC) und in zwei Postämtern – die Sonderöffnungszeit bis 22 Uhr reichte aber angesichts langer Schlangen nicht, und so durften am Folgetag noch die Stempeldaten vom 31. Juli abgeschlagen werden. Sonderstempel begleiteten schon die erste Ausgabe, auch wenn man noch von der „Candidate City“ sprach und damit auf der sicheren Seite lag.

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Einschreiben auf einem Dienstkuvert des Organisationskomitees.

Markenzeichen für die Spiele

Die Markenzeichen der Olympischen und der Paralympischen Spiele wurden traditionsgemäß nach der Kandidatenzeit neu gefasst. Am 15. Dezember 2017, zwei Jahre später, wurden die nun offiziellen Embleme der Olympischen und der Paralympischen Spiele vorgestellt. Schon am Jahresende lagen die zwei Sondermarken dazu vor. Sie zeigen unter anderem das Emblem für die Paralympics mit dem überarbeiteten Schriftzug auf einer Ausgabe vom Dezember 2019. Mit der Personalisierung im Nebenfeld sollte die Werbung der freiwilligen Helfer angekurbelt werden. Ohne sie sind Spiele eines solchen Ausmaßes unmöglich. Am 29. Dezember 2019 hatten sich schon 600 000 Volontäre beim Organisationskomitee gemeldet.

Die Sportzentren (Cluster) standen am 16. November 2018 im Fokus, als die ersten Sondermarken in unmittelbarer Vorbereitung der Winterspiele 2022 offiziell in Zhangjiakou übergeben wurden, einer Stadt in der Provinz Hebei im Norden Chinas. Dort befinden sich im sogenannten Zhangjiakou-Cluster die Wettkampfstätten für den Skisport sowie die meisten der Freistil-Ski- und Snowboard-Wettbewerbe. Der Satz ist mit Snow Sports – also „Schnee-Sportarten“ – entsprechend betitelt.

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Links: Schon kurz nach Wahl des Austragungsortes zeigten die Chinesen sich vorbereitet (MiNr. 4699). Mitte: Auch bei der Sondermarke (MiNr. 4961) könnte es sich um einen olympischen Rekord handeln. Rechts: In China ist Wintersport erst seit etwa 20 Jahren populär, dank gestiegenem Lebensstandard.

Olympisches Postamt

Im Haus des Organisationskomitees (BOCOG) ist zudem auch ein (Zweig-)Postamt untergebracht, das am 31. Juli 2018 eröffnet und an Ausgabetagen von Sammlern in großer Zahl aufgesucht wurde. Es verwendete unter anderem Tagesstempel mit der Jahreszahl 2022, dem chinesischen Schriftzeichen „temporär“ und einer Unterscheidungsziffer (1 oder 2). Die Zusatzfrankatur wurde mit einem Postfreistempel des übergeordneten Postamtes Jing Ding Street entrichtet. Im Satz wurden als Motive Langlauf, Biathlon und Freistil ebenso berücksichtigt wie der alpine Skisport, der allerdings in einem anderen Cluster ausgetragen wird.

Der Einheitswert aller Wertzeichen beträgt 1,20 RMB (einfacher nationaler Tarif). Die Ausgabe erschien in Kleinbogen mit 16 motivgleichen Briefmarken und als Zusammendruck mit zwei mal vier Werten, so wie auch später bei anderen Ausgaben praktiziert. Der andere Cluster, die Yanqing-Wettkampfzone, wird Heimat der alpinen Skisportler und Wettkampfstätte der Rodler, Bobsportler und Skeletoni.

Maskottchen

Auch Maskottchen prägen traditionell das Gesicht der Olympischen Spiele, zumindest seit 1968 in Grenoble, als mit „Schuss“ erstmalig ein bescheidener, noch inoffizieller Anfang gemacht wurde. Inzwischen sind Maskottchen attraktiver und zu Sympathieträgern geworden. Mit Bing Dwen Dwen und Shuey Rhon Rhon erschienen die Sieger eines landesweiten Wettbewerbs im Januar 2020 auf Briefmarken und Ganzsachen.

„Noch 500 Tage bis zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele“ waren es am 21. September 2020 – wieder ein Anlass für die Post, Chinas Philatelisten in Aufregung zu versetzen. Jene von Beijing waren im Vorteil und fanden sich in pandemiebedingt besonders langen Schlangen vor dem BOCOG-Postamt ein, um „Qian 7“-Automatenmarken zu erhalten, die im Folder verkauft wurden. Die Auflage von je 10 000 ATM zum Normaltarif von 1,20 RMB und je 5000 zum symbolischen Nennwert von 20,22 RMB (!) waren schnell ausverkauft. Durch die individuellen Drucknummern ist jede Marke ein Unikat.

Nach der Schneesportausgabe folgte am 7. November 2020 die Eissportserie. In zumindest drei der dargestellten Sportarten gehören Chinas Athleten zur Weltspitze. In Pyeongchang 2018 verbuchten die Eisschnellläufer eine Bronze- und eine Silbermedaille im Paarlauf der Eiskunstläufer sowie einmal Gold im Short Track plus zwei Silbermedaillen.

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Block zu 6 RMB: Eisschnelllaufhalle mit den 22 Leuchtbändern.

Wettkampfstätten

Der fünfte Satz kam am Internationalen Olympiatag, dem 23. Juni 2021, an die Schalter. Mit ihm wird an die Gründung des IOC im Jahr 1894 erinnert. Er stellt vier wichtige Wettkampfstätten vor: den Big Air Shougang in Beijing, den Schauplatz für die noch nicht in Zhangjiakou ausgetragenen Disziplinen der Freistiler und Snowboarder, neu errichtet auf dem Gelände, auf dem die chinesische Eisen- und Stahlindustrie ihren Anfang nahm; das National Aquatics Centre, von den Sommerspielen 2008 bekannt als Water Cube, hier werden die Curling-Spiele ausgetragen; die erste den interna- tionalen Standards genügende Skisprunganlage in der Yanggin- Zone; das National Sliding Centre, die Bahn für die Rodler, Skeletoni und Bobfahrer.

Die Attraktion ist jedoch das National Speed Skating Oval, die einzige in Beijing komplett neu errichtete Wettkampfstätte auf dem Gelände des Olympic Green, wo 2008 die Hockeyspiele stattfanden. Das rote Piktogramm soll aus Glasresten aus der Bauphase, aufgelöst in roter Farbe, gedruckt worden sein. Und für Sammler lohnt es sich, zur UV-Lampe zu greifen: Es wird Nacht und die umliegenden Areale erscheinen im Lichtermeer. Den Piktogrammen blieben nur Nebenfelder vorbehalten. Schon zum Jahreswechsel 2020/2021 legte die Post ein Souvenir mit zwei Bogen der beiden Marken mit den Emblemen der Spiele und den Piktogrammen im Nebenfeld auf.

Und da sind wir bei einem Problem für die Sportphilatelisten: Ohnehin ist die philatelistische Basis schon weit gefasst, doch durch Souvenirs erweitert sie sich ebenso wie durch andere Produkte. Es heißt also, sich zu beschränken.

Lebendige Philatelie

Andererseits: Diese Ausgaben verfügen über eine große Akzeptanz bei chinesischen Sammlern, wie lange Schlangen an einigen Ausgabetagen zeigten – ähnlich wie die aufgelegten lokalen Sonderstempel. Es gibt sie noch, eine lebendige Philatelie – und zumindest das sollte uns freuen!

Nach Tokyo 2020 werden auch die Winterspiele 2022 unter Pandemiebedingungen stattfinden – ohne ausländische Besucher, und für Sportler und Journalisten werden es Spiele, bei denen sie sich nicht frei bewegen, kommunizieren und kulturelle Eindrücke sammeln können. Dazu trüben viele kritische Stimmen aus dem politischen Umfeld die Vorfreude, jüngst angeheizt durch einen Vorfall aus dem Tennissport.
So kommt dem Sonderstempel vom Tag der Verkündung eine nicht vorgesehene Symbolik zu: In China, hinter der Mauer …

Text: Thomas Lippert


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Authored by: BMS-Redaktion

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