God save the queen  – Thronjubiläum Königin Elizabeth II.

God save the queen – Thronjubiläum Königin Elizabeth II.

Zwar wird im Juni groß gefeiert, doch es war der 6. Februar vor 70 Jahren, als Prinzessin Elizabeth den Thron als Herrscherin des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland bestieg. Gewiss wird es zu diesem Jubiläum wieder reichlich Sondermarken geben. Wir aber werfen einen Blick zurück auf die Zeit, als der Markenboom mit der Queen als Motiv begann.

Als Elizabeth und ihr Gemahl Philip vom plötzlichen Tod des Königs George VI. erfuhren, waren sie Tausende Kilometer von London entfernt zu Gast im Aberdare-Nationalpark von Kenia. Sie tat, was man von der ältesten Tochter erwartete, wählte den ersten ihrer Vornamen als künftigen Königinnennamen aus und trat die Nachfolge des mit 56 Jahren recht früh verstorbenen Vaters an. Dann bereitete sie die sofortige Rückkehr in die Heimat vor.

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Die ersten beiden Werte (MiNr. 259, 261) der neuen Freimarkenserie auf FDC vom 5. Dezember 1952. Befördert innerhalb von Southampton (Abbildung: delcampe).

Vorläufer aus Übersee

Während in London die protokollarischen Formalitäten abliefen, begannen rund um den Globus Markengestalter, Graveure und Druckereien ihre Vorbereitungen, um neue Freimarkenserien für die junge Königin zu fertigen. Denn in Europa, Asien, Afrika, Ozeanien und Amerika unterstanden zahlreiche Länder und Gebiete der Krone und bildeten traditionsgemäß Britanniens King oder Queen auf ihren Postwertzeichen ab. Wie bei manch anderen philatelistischen Sammelgebieten gab es vor dem Markenboom schon „Vorläufer“ mit dem Porträt der jungen Thronerbin.

Hier lohnt ein Blick nach Übersee, zunächst Nordamerika. Das Ausgabegebiet Neufundland, bis Dezember 1948 unter kolonialer Verwaltung, stellte auf seinen Freimarken 1932 und noch einmal 1938 die königliche Familie vor. Dabei fand Elizabeth im zarten Alter und jeweils hellblau gestaltet auf zwei Wertstufen Berücksichtigung.

Zum 21. Geburtstag gab es 1947 sogar eine Sondermarke. Das Dominion of Canada verausgabte 1935 zum 25. Thronjubiläum von George V. eine sechswertige Sonderausgabe, wobei der 1-Cent-Wert der Prinzessin vorbehalten war. Weitere Porträts von ihr gab es auf Sondermarken 1948 zur Hochzeit mit dem Herzog von Edinburgh und 1951 zum Besuch des Paares in Kanada.

Auch das südliche Afrika lieferte solche „Vorläufer“. Die britische Union von Südafrika emittierte 1947 einen Satz zum Besuch der Königsfamilie, bei dem (in Paaren gedruckt) die Prinzessinnen Elizabeth und Margaret vorgestellt wurden. Südrhodesien, das heutige Simbabwe, nutzte ebenfalls den Familienbesuch aus London, um ein Doppelporträt beider junger Damen aufzulegen. Einen Monat später brachte die Post der Kolonie noch zwei Einzelmarken mit ihrem Konterfei in Umlauf.

In Europa war es die Mittelmeerinsel Malta, die solch einen „Vorläufer“ Anfang Dezember 1950 zum Besuch der Prinzessin herausbrachte: drei Werte mit einer im Vergleich zur Bevölkerung riesigen Auflage von über zwei Millionen Stück.

Motiv nach Wilding-Foto

Der eigentliche Markenboom mit Bildnissen von Elizabeth begann aber im Königreich selbst und zwar reichlich zehn Monate nach ihrem Amtsantritt: Am 5. Dezember 1952 kamen die ersten Werte der neuen Freimarkenserie zu
1½ und 2½ Pence an die Postschalter. Damit eröffnete die Royal Mail die Serie vom Typ Wilding.

Bis Februar 1954 folgten noch 15 weitere Wertstufen. Das Porträt der Queen entstand auf der Basis einer Fotografie von Dorothy Wilding (1893 – 1976), die für das Königshaus tätig war. Auf dem Bild trägt die Queen ein Diadem, das einst für König George IV. gefertigt worden sein soll.

Zu den kleinformatigen Markenwerten zwischen ½ Penny und 1 Shilling / 6 Pence gesellten sich ab September 1955 die Ergänzungswerte „Burgen“ in den Nominalen zu 2 Shilling / 6 Pence, 5 Shilling, 10 Shilling und 1 Pfund. Flankiert von einem Queen-Porträt fanden Carrickfergus Castle in Nordirland, der walisische Herrschaftssitz Caernarfon, das Schloss von Edinburgh in Schottland und Windsor Castle in der Nähe von London Berücksichtigung.

Diese nun komplette Startausgabe war gewissermaßen die Eröffnung für zahlreiche Freimarkenausgaben mit dem Porträt von Elizabeth II. Die Post verkaufte sie zunächst in der „alten“ Währungsangabe Pfund Sterling, dann ab 15. Februar 1971 in Dezimalwährung. Teils milliardenfach gedruckte Nominale, die als Bogen, Markenheftchen, Rollen und Ganzsachen im Vereinigten Königreich erschienen.

Während zum damaligen Zeitpunkt Regionalausgaben für die einzelnen Landesteile oder umliegende Inseln noch nicht aktuell waren, galten sie vereinzelt für die britische Post im Ausland. So kamen in Marokko genau wie im Mutterland am 5. Dezember 1952 die ersten beiden Werte der Elizabeth-Serie mit dem Aufdruck „MOROCCO / AGENCIES“ an die dortigen Postschalter.

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Schon früh war Elizabeth ein „Markenstar“. Kinderbilder aus Kanada von 1935 (MiNr. 178, links oben) und Neufundland 1938 (MiNr. 234, mitte). Dazu ein Doppelporträt mit Schwester Margaret aus Südrhodesien 1947 (MiNr. 64, unten rechts) und aus Neuseeland die junge Mutter mit dem kleinen Prinz Charles anno 1950 (MiNr. 311, rechts).

Klassik kehrt zurück

Ab Juni 1967 ging ein neues Porträt der Königin in Umlauf, das sogenannte Machin-Muster, das bis heute kursiert. Der Grafiker Arnold Machin (1911 – 1999) lieferte dafür den Entwurf. Mit diesem nach links gewandten Porträt knüpfte die britische Post an die klassischen Zeiten ihrer Markenausgaben an. Man vergleiche das Grundmotiv mit den britischen Ausgaben ab 1840 oder den darauf folgenden Freimarken mit dem Porträt von Edward VII.

Der Wechsel von George VI. zu Elizabeth II. bei den Freimarken fand weltweit statt, allerdings vergingen dabei zuweilen Jahre. Zuerst ein Blick auf die britischen Gebiete in Europa: Gibraltar, bis heute noch zum Empire zählend, ließ sich für die ersten Werte seiner Dauerserie mit Ansichten von der Südspitze der Pyrenäenhalbinsel und einem Medaillon bis zum Oktober 1953 Zeit. Von einem halben Penny bis zu einem Pfund beliefen sich die Wertstufen. Zur königlichen Visite im Frühjahr 1954 wurde der 3-Pence-Wert überdruckt, dann gab es erst einmal über sechs Jahre keine neuen Briefmarken mehr …

Auf der Mittelmeerinsel Malta, bis 1964 Kronkolonie, behielten die Freimarken mit dem verstorbenen König George VI. sogar noch bis Oktober 1976 ihre Gültigkeit. Sie wurden nach und nach durch Landesdarstellungen mit dem Bildnis der Queen im Medaillon ersetzt, die ab Anfang 1956 in Umlauf kamen. Mischfrankaturen sind demzufolge häufiger. Zypern schließlich verknüpfte seine neue Dauerserie ab August 1955 mit der Einführung einer neuen Währung, wobei das Zypriotische Pfund in 1000 Millièmes unterteilt war.

Auch hier zum Porträt im Medaillon schöne Ansichten aus dem Land und geschichtsträchtige Motive. Als Zypern im August 1960 unabhängig wurde, legte die Inselrepublik sogar die koloniale Dauerserie ergänzt durch eine blaue Inschrift in Griechisch und Türkisch erneut auf. Bis Ende August 1969 war die Queen auf Briefen und Postkarten anzutreffen.

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Die Postverwaltungen in Übersee wählten ihre Porträts frei aus. So kam die Queen auf den ersten Dauerserien in Hongkong, Singapur, Kanada und Australien aufs Markenbild (MiNr. 191, 29, 278, 230).

Auf allen Kontinenten

In Übersee wechselten dutzende Ausgabegebiete nach dem Amtsantritt von Elizabeth II. ihre Dauerserien aus. Hier ein kleiner Streifzug durch die Kontinente mit einigen Beispielen bekannter Sammelgebiete: In Asien wäre da Hongkong zu nennen, das im Juli 1997 an die Volksrepublik China ging. Nach einem Foto von Dorothy Wilding erschien ab Januar 1954 ein Porträt der Queen auf einer 14 Werte umfassenden Dauerserie. Die Nominale beliefen sich im Gegensatz zum Mutterland auf Dezimalwährung von 5 Cent bis 10 Hongkong-Dollar.

Obwohl erst 1960 die letzten Werte dieser Serie erschienen, wurde sie bereits 1962 durch ein majestätisch aussehendes Porträt des italienischen Malers Pietro Annignoni (1910 – 1988) ersetzt. Singapur, eigenständige Kronkolonie von 1946 bis 1965, ließ sich bis September 1955 für eine neue Dauerserie Zeit. Sie brachte allerdings sehr schöne landestypische Motive, ergänzt durch ein Porträt im Medaillon.

Afrikas Markenausgaben

Die Goldküste (seit 1957 als Ghana unabhängig) präsentierte wie das Mutterland bereits im Dezember 1952 die Queen auf einer Freimarke, weitere folgten später. Die Bilder aus dem Land mit Motiven wie Kakaoernte oder Fischerboote erhielten ein Porträt im Medaillon.

Ähnlich wie auf Zypern überlebte die Königin postalisch die Kolonie, denn zum Unabhängigkeitstag am 6. März 1957 erschienen die einstigen Freimarken mit Aufdruck GHANA / INDEPENDENCE / 6 TH MARCH. / 1957. als Sondermarken. Ähnliches triff auf Gambia im Februar 1965 zu. Das gleichfalls in Westafrika gelegene Nigeria emittierte ab September 1953 einen 13-wertigen Dauersatz. Hier wurde die Queen mit Krone in die Motive „eingebaut“, teils auch nur die Krone.

Was die großen und kleinen Gebiete in Ozeanien anbelangt, so zunächst ein Blick nach Australien. Hier ist bemerkenswert, dass auch Wochen nach dem Tod von König George VI. neue Briefmarken mit seinem Porträt erschienen.

So ein blaugrüner Wert zu 6½ Pence und – vielleicht als Abschiedsausgabe gedacht – ein in dezentem Dunkelgrau gehaltener Wert zu 1½ Shilling. In Neuseeland ließ man sich viel Zeit mit einer neuen Freimarkenserie. Sie kam erst ab Mitte Dezember 1953 nach den Sondermarken zur Krönung von Elizabeth II. und der Sonderausgabe zum Besuch des Königspaares im Land. Auch hier tauchte, postalisch sicher vonnöten, eineinhalb Jahre nach dem Amtsantritt der Queen, ihr Vater noch einmal als überdruckte Freimarke zu einem Penny auf.

Kanada, das größte britische Territorium auf dem Kontinent Amerika, legte am 1. Mai 1953 eine neue Freimarkenserie auf, die aber nicht einmal ein Jahr Bestand hatte. Schon im folgenden April gab es mit der Queen in einem Medaillon ein neues Porträt. Die ganze Bandbreite der Konfektionierung wurde genutzt: Bogen, Rollenmarken, Markenheftchen, Verkaufspackungen mit Bogen in Klarsichthüllen, wobei die Bogenränder beschnitten wurden. Noch ein Blick auf die damaligen britischen Besitzungen in der Karibik: Egal ob die Bahamas (ab 1954), Jamaika (ab 1956) oder St. Lucia (ab 1953) – all die kleinen Länder warteten im Gefolge des Thronwechsels früher oder später mit neuen Dauerserien auf.

Krönung: Erstes Mega-Event

Was die Sondermarken zu Beginn der Elizabeth-Ära anbelangt, so war es die Krönungszeremonie am 2. Juni 1953, die rund um den Erdball auch philatelistisch ein Großereignis wurde. Das Geschehen in London wurde in Farbe zum ersten Mega-Event in der Geschichte des Fernsehens. 300 Millionen Zuschauer verfolgten den prächtigen Zug zwischen Buckingham-Palast und Westminister Abbey. Dabei hatte zu jener Zeit wahrlich nicht jeder Haushalt ein eigenes Gerät.

Großbritannien emittierte am 3. Juni einen vierwertigen Sondermarken-Satz. Das Porträt der Queen wurde üppig „geschmückt“ mit Symbolen ihrer Herrschaft: Zepter, Reichsapfel, Kronen, dem königlichen Monogramm und so weiter.

Die meisten Kolonien und Besitzungen aber ließen es bescheidener angehen. Sie beteiligten sich an der Gemeinschaftsausgabe mit einem repräsentativen Motiv, das jedoch im Vergleich zur Bevölkerung in riesigen Stückzahlen erschien. In Zypern zum Beispiel betrug die Auflage fast das Vierfache der Einwohner. Ganz eigene Wege schlug Neuseeland ein. Die dortige Post wartete schon vorab mit fünf Sondermarken auf. Darauf waren die wichtigsten Stationen des „Krönungs-Umzugs“ zu sehen. Offenbar befürchtete man, dass die eindrucksvollen Bilder aus London nicht bis ans Ende der Welt gelangen könnten.

Text: Walter Köcher


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Authored by: BMS-Redaktion

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